Ein verschlafener Donnerstagmorgen im Hause Bellita. Uhrzeit … zu früh!
Dialog am Morgen
Ihre Sicht / Seine Sicht
Bella:
„Mami? Milch? Hm?“ piepst die noch kratzige Kinderstimme neben mir. Das Bett ist kuschlig warm und vor dem Schlafzimmerfenster leuchtet einzig die Straßenlaterne. Es ist 5:30 Uhr. Die Nacht ist vorbei, hat der Babymann zumindest beschlossen.
Babymann:
Nun steh schon auf! Ich seh doch, dass du wach bist, Mami! Musst die Augen gar nicht so zusammenkneifen. Damit das hier mal ein wenig schneller geht helfe ich auch mit. So Brille vom Nachttisch holen, hier hast du sie. Und jetzt „Komm!“
Himmel, Arsch und Zwirn! Kleine Knie und Ellenbogen bohren sich schmerzhaft in meinen Oberkörper. Der Wecker würde erst in einer Stunde klingeln. Aber versuch das mal einen Eineinhalbjährigen plausibel zu erklären. Geht nicht. Hab’s versucht.
Na bitte, geht doch. Wir dürfen heute nix verpassen. Das wird ein spannender Tag. Haste selbst gesagt. Wir gehen doch heute in diese Krippe. Aber jetzt her mit der „Milch!“
5 Minuten Ruhe! Der Mini liegt zufrieden mit der Milchflasche auf dem Sofa. Die Kaffeemaschine blubbert vor sich hin. Bis das Koffein meinem müden Körper in den Hintern tritt, kann ich die zusätzliche Stunde für eine Yogaeinheit nutzen. Matte ausrollen und los geht’s.
Hey, beste Idee des Tages! Lass uns Hoppe-Hoppe-Reiter spielen!
Yogaübung mitten im „heraufschauenden Hund“ abgebrochen. Der Mini sitzt auf meinen Rücken und hopst auf und ab. Fühle mich wie ein Rodeobulle. Und das vor dem ersten Kaffee!
„Mami? Müsli? Hm?“
Dann lass uns mal frühstücken, du kleiner Nervzwerg. Feines Bio-Kindermüsli für dich und langweiliges normales Müsli für mich.

Endlich, Essen. Mami, was hast du da in deiner Schüssel? Sieht viel besser aus als mein Frühstück. Das MUSS ich haben!
Kampf um meine Müslischale nach kurzem Hin und Her verloren. Das pappige Kindermüsli schmeckt aber auch wie Dackelarsch.
Im Radio beginnen gerade die nächsten Nachrichten. Und wo um Himmels Willen ist die Zeit geblieben? Jetzt wird’s knapp, ab ins Bad!
Kannst schon mal ohne mich ins Bad gehen und dich hübsch machen. Ich hab hier noch schwer zu tun. Mein Duplo-Bauprojekt baut sich schließlich nicht von alleine.
Oh … ein Bücherregal. Das hat aber auch schon lang keiner mehr sortiert! Alles muss man hier selber machen!
Mit der Zahnbürste im Mund und dem einen Bein schon in der Strumpfhose hoppel ich durch den Flur. Der Blick fällt ins Wohnzimmer. Was ist hier denn los? Die Hälfte unserer Bücherwand liegt auf dem Fußboden!
„Babymann, hör auf damit! Du kommst jetzt sofort mit ins Bad!“
Was ist sie denn jetzt so sauer? Weiber! Gut, dann gehen wir jetzt eben ins Bad.
Hey, müssen die Handtücher hier alle so langweilig auf Stapeln liegen?
Mit hektischen Bewegungen fummel ich meine Kontaktlinsen ins Auge. Endlich kann ich wieder sehen und erblicke die Handtuchexplosion. Was soll’s. So lang er ruhig ist, jeglichen Blickkontakt vermeiden! Mist! Er sieht dass ich ihn beobachte …
„Mami? Arm? Nehmen? Hm?“
Den Babymann auf der einen Hüfte balancierend trage ich Wimperntusche auf. Das meiste der klebrigen schwarzen Masse landet dabei in meinen Haaren.
Alle Eitelkeiten müssen nun außer Acht gelassen werden. Zum ersten Tag in der Krippe will ich nicht zu spät kommen. Schnell in die Winterklamotte hopsen und dann ab!
Was hast du es jetzt denn so eilig?
Ich hab das Gefühl, dass ich heute Morgen irgendwas vergessen habe.
Ach ja jetzt weiß ich’s wieder …
„So noch die Mütze auf den Kopf, dann bist du fertig. Babymann, was machst du für ein Gesicht? Und was riecht hier so?“
„Mami? Kacka! Pui!“
Nahahein! Das darf doch nicht wahr sein. In Windeseile renne ich mit den Mini unter’m Arm an den Wickeltisch. Formel-1-reifer Boxenstopp, einmal komplett durchgeschwitzt. Rouge brauch ich zumindest nicht mehr.
Wir rasen die Treppe nach unten und düsen Richtung Kindergarten. Natürlich ist jede verfluchte Ampel auf unserem Weg rot und natürlich finde ich keinen, aber auch keinen einzigen Parkplatz vor der KiTa. Stadtleben ist ja soooo schön!
Gerade noch rechtzeitig erreichen wir die Krippe. So Babymann, dann wollen wir dich mal eingewöhnen!
Oh cooles Feuerwehrauto, dass muss ich haben!
(Größerer Junge entreißt dem Babymann postwendend das Auto.)
Mama, ich hab genug gesehen. komm, wir gehen!

Die Eingewöhnung.
Die ersten Schnuppertage laufen noch ganz fluffig. Der Babymann nimmt kaum oder gar keine Notiz vom mir, dem Kindsvater, seine Oma oder seiner Tante
(Jaha, wir haben die Eingewöhnung mit sage und schreibe vier Erwachsenen gestemmt. Warum? Das ist ne andere Geschichte.)
Wir sitzen still in einer Ecke und beobachteten stolz wie sich unser kleiner Junge seiner Herde anschließt. Wir dürfen mal 10 Minuten den Raum verlassen, dann mal eine Stunde. Alles kein Problem.

Doch ungefähr in der zweiten Woche checkt der Babymann was Sache ist. Hier muss er jetzt jeden Tag hin. Saublöde Idee. Findet der Babymann.
Also beginnt er zu wimmern, sobald wir aus dem Auto steigen und auf die Krippe zusteuern. Unter großen Krokodilstränen weint er mir nach und ruft immer wieder „Mami, gleich! Abbeiten!“ Was übersetzt so viel heißt wie „Mami, beeil dich auf Arbeit und hol mich hier raus!“
Es wird besser.
Hoffe ich!
